Nach der Diagnose kommt die Ersteinstellung
Wie bereits im Zusammenhang mit dem Behandlungsplan erörtert, besteht die Therapie von rheumatischen KH aus mehreren Therapiezweigen (immunmodulierende Medikamente, Schmerztherapie, Physiotherpie, Ernährung), die einander ergänzen sollen und nicht als isolierte, voneinander unabhängige Therapien gesehen werden dürfen.
Dieses Zusammenspiel ist von entscheidender Bedeutung, um Langzeitschäden durch die Entzündung zu verhinderen oder zumindest zu verringern. In der Medizin spricht man von einem window-of opportunity, also einem Zeitfenster, in dem die Therapie den größten Nutzen für den Patienten bringt.
Je nach Krankheit, Ausmaß des Organbefalls und Schweregrad sollte man mehr oder weniger aggressiv – also zum Beispiel durch eine Kombination von Medikamenten bei immunologisch-bedingten Blutgefäßentzündungen/Vaskulitis – mit einer Therapie starten.
Im Behandlungsplan wird dann festgelegt, wie die Therapie im Verlauf von Monaten und schließlich Jahren immer neu an die aktuelle Situation angepasst wird.
Bevor jedoch mit einer immunmodulierenden Therapie (DMARDS) begonnen werden kann, müssen sogenannte Kontraindikationen für gewisse Medikamente ausgeschlossen werden, um eine möglichst sichere und nebenwirkungsarmte Therapie zu ermöglichen.
Mit guter Therapieeinstellung Nebenwirkungen vermeiden
Erwähnenswert ist, dass alle verfügbaren DMARDs nebenwirkungsarm sind, im Vergleich zu den Schäden, die durch eine nicht therapierte Krankheit entstehen können, und dass mögliche im Einzelfall auftretende Nebenwirkungen in der Regel nach Beendigung oder Wechsel der Therapie rückgängig gemacht werden können. Wenn also
beispielsweise ein Medikament eine Erhöhung der Leberwerte verursacht und die Therapie umgestellt wird, kommt es wieder zur Normalisierung der Leberwerte ohne dabei einen bleibenden Schaden an der Leber zu hinterlassen. Daher ist es notwendig, dass du Therapiebeginn in den ersten Wochen und Monaten regelmäßige Kontrollen von Laborwerten erfolgen um mögliche Nebenwirkungen frühzeitig zu erkennen und Langzeitfolgen für den Patienten zu verhindern.
Zusätzlich ist es wichtig, in der Therapieeinstellung den Impfstatus abzuklären und gegebenfalls nötige Impfungen vor Beginn der Therapie auffrischen zu lassen, damit man vor möglichen Infektionen unter der Therapie einen besseren Schutz hat. Totimpfstoffe, wie mit wenigen Ausnahmen die meisten Impfungen, sind auch unter einen begonnen DMARDs Therapie sicher und möglich.
Kortison hat in der Allgemeinbevölkerung einen schlechten Ruf, da es viele Nebenwirkungen (Diabetes, Osteoporose, grauer-grüner Star, Bluthochdruck, Infektionen etcetc) verursachen kann. Die angeführten Nebenwirkungen treten jedoch meist erst bei langzeitiger Anwendung (nach einigen Monaten oder gar erst nach Jahren) auf. Vor Entwicklung der Biologika musste jedoch bei den meisten Patienten Kortison viele Jahre oder sogar lebenslang eingesetzt werden um die Krankheit in den Griff zu bekommen.
Heutzutage wird Kortison in der Rheumatologie meist nur mehr zur Behandlung der akuten Entzündung zu Beginn der Krankheit oder bei einem Krankheitsschub eingesetzt, um Zeit zu gewinnen bis die DMARDs Wirkung zeigen. Je nach Medikament dauert dies einige Wochen bis zu drei Monaten). Der Einsatz von Kortison in Bezug auf Dauer und Dosierung variiert je nach Krankheit erheblich. Zum Beispiel hat Kortison kaum oder gar keine Wirkung beim Wirbelsäulenbefall bei einer axialen Spondylarthritis (Morbus Bechterew) kann jedoch lebensrettend sein bei einer schweren Nierenentzündung beim Systemischem Lupus Erythematodes (Lupus-Glomerulonephritis) in der Anfangsphase der Krankheit.
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die Therapieeinstellung einer rheumatischen-immunvermittelten Krankheit durch einen Rheumatologen erfolgen sollte, der Beginn so früh als möglich zielführend ist, eine ausführliche Aufklärung über mögliche Nebenwirkungen und die Anwendung der Medikamente unumgänglich ist und zu Beginn der Krankheit engmaschigere Kontrollen notwendig sind. Ist der Patient schlussendlich gut eingestellt, ist ein normales soziales Leben mit Arbeit und Sportin den meisten Fällen wieder möglich.