Biologikatherapie (DMADs-Therapie)

Ein moderner Behandlungsansatz

Biologika gehören zur Gruppe der sogenannten „disease-modifiyng anti-rheumatic drugs“, kurz und für gewöhnlich als DMARDs bezeichnet. Es handelt sich – stark vereinfacht ausgedrück um krankheitsmodifizierende Rheumamedikamente bedeutet.

DMARDs werden dabei nicht nur bei der rheumatoiden Arthritis, sondern auch bei den meisten anderen rheumatischen Erkrankung eingesetzt, von denen es 200-400 unterschiedliche gibt.

Rheumatische Erkrankung sind chronisch entzündliche Erkrankungen, die durch ein „überaktives- überschießendes“ Immunsystem (IS) verursacht sind. DMARDs wirken, grob gesagt, in dem sie das Immunsystem regulieren bzw drosseln. Ziel  dieser Medikamente ist es, das „überaktive“ IS des Patienten wieder in seinen ursprünglichen Zustand zu versetzten.

Je nach rh-Erkrankung kommen unterschiedliche DMARDs zum Einsatz, einige können bei vielen unterschiedlichen Erkrankung erfolgreich eingesetzt werden.

Es werden drei Gruppen von DMARDs unterschieden, cDMARDs, bDMARDs und tDMARDs

cDMARDs: conventionelleDMARDs:

Hierzu gehören Methotrexat, Hydrochloroquin, Salazopyrin,  Leflunomid, Azathioprin und einige weitere.

Die einzelnen cDMARDs wirken auf unterschiedliche Art und Weise und werden bei vielen rheu-Erkrankung, vor allem aber bei der rheumatoiden Arthritis/ RA und Psoriasis Arthritis/ PsA, seit langer Zeit erfolgreich eingesetzt. Beispielsweise ist Methotrexat bei etwa 40% aller Patienten mit RA als einzige medikamentöse Therapie über viele Jahre hinweg ausreichend um den Patienten in eine Remission zu bringen und in Folge Erkrankung-Schübe zu verhindern.

Im Vergleich dazu haben die cDMARD, inklusive Methotrexat, keinen therapeutischen Nutzen bei der Wirbelsäulenentzündung im Rahmen eines Morbus Bechterew/ axSpA.

Bei dieser Erkrankung werden frühzeitig bDMARDs oder tDMARDs (siehe unten) eingesetzt, wenn herkömmliche entzündshemmende Schmerzmittel, siehe Kapitel Schmerztherapie, nicht ausreichend wirksam sind.

Je nach Erkrankung und Schweregrad  kommen somit unterschiedliche cDMARDs, bDMARDs oder tDMARDs  zum Einsatz.

Bei manchen rheu-Erkrankung wird weiterhin schwerpunktmäßig Kortison zur Therapie eingesetzt.

Dies liegt daran, dass einige r-Erkrankung sehr selten vorkommen und somit der wissenschaftliche Beweis, die Evidenz, für die Wirkung von DMARS noch nicht ausreichend hoch ist.

Kortison ist zwar sehr effektiv in der raschen Kontrolle/Senkung der immunsystemvermittelten Entzündung, jedoch hat es bei langfristiger Anwendung (Monate bis Jahre) ein hohes Nebenwirkungspotenzial (Diabetes, Osteoporose, grauer-grüner Star, Bluthochdruck, Infektionen etcetc). In solchen Fällen kommen cDMARS ebenfalls zum Einsatz, mit dem Ziel Kortison einsparen zu können. Dies bedeutet, dass der individuelle Patient langfristig eine viel geringere Dosierung benötigt oder Kortison im Verlauf sogar ganz beenden werden kann ohne dabei einen Kranheitsschub auszulösen.

bDMARDs: biologischeDMARDs:

Seit dem Einsatz der bDMARDs/Biologika, mit Beginn Ende des 20. Jahrhunderts, konnte die Prognose, also das Überleben sowie auch Langzeitschäden, von rheumatischen Erkrankungen deutlich verbessert werden (dies zählt auch für cDMARDs).

Seither kommen jährlich neuen Substanzen/Biologika auf den Markt und können bei immer mehr rh_Erkrankung erfolgreich angewendet werden.

Durch den enormen wissenschaftlichen Fortschritt in der Rheumatologie können Patienten heutzutage viel effektiver therapiert werden, als dies noch vor 20 Jahren der Fall war.

bDMARDs wirken in dem sie spezifische Entzündungsbotenstoffe, wie Interleukin 1, 6, 12, 17, 23,  TNF-alpha, BAFF und so weiter, oder autoreaktive weiße Blutkörperchen, T- oder B-Lymphozyten, blockieren. Dadurch kann die Entzündungsreaktion im Körper/ Organismus gestoppt werden. Trotz sehr guter Wirksamkeit dieser Medikamente treten nur selten und meist geringe Nebenwirkungen auf (siehe auch vorherige Kaptitel…)

bDMARDs können jedoch derzeit bei einigen rh-Erkrankung (noch) nicht eingesetzt werden.

Dies ist hauptsächlich auf die Seltenheit dieser Erkrankungen zurück zu führen.

Durch die ständige Weiterentwicklung und die Forschung im Bereich der Rheumatologie wird sich der Einsatz dieser in Zukunft  sicherlich ständig erweitern.

Aktuell können Biologika bei RA, PsA, Osteoporose, immunologischen Blutgefäßentzündungen/Vaskulitis (ANCA-Vaskulitis, Riesenzell-Großgefäßvaskulitis), bei der Gicht, Kollagenose (Systemischer Lupus Erythematodes, Sjögren Syndrom, Myositiden/immunologischen Muskelentzündungen, systemischer Sklerose) und genetischen Fiebersyndromen (familiäres Mittelmeerfieber/FMF, Morbus Still/AOSD) angewendet werden.

Außerhalb der Rheumatologie erweitert sich ebenfalls ständig der Einsatz von Biologika, wie zum Beispiel in der Cholesterintherapie.

tDMARDs: targetDMARDs

Diese Medikamentengruppe von DMARDs stellt die neueste Entwicklung in der Rheumatologie dar. Sie wirken in dem sie gewisse Eiweißmoleküle, z.B. Januskinasen oder Tyrosinkinasen,  an der Oberfläche von Entzündungszellen blockieren, wodurch das „Entzündungssignal“ nicht mehr in die Zelle weiter geleitet werden kann. Dies führt zur Unterbrechung der immunsystemvermittelten Entzündung.

tDMARDs werden aktuell bei der RA, PsA und axSpA/Morbus Bechterew eingesetzt, die Wirksamkeit entspricht in etwa der der bDMARDs.

Genau wie bei bDMARDs wird die Wirksamkeit von tDMARDs aktuell und in Zukunft, bei vielen rh-Erkrankung im Rahmen von wissenschaftlichen Studien geprüft. Dadurch wird sich deren Einsatz in den nächsten Jahren sicherlich erweitern, wodurch für immer mehr Patienten ein von der rh_Erkrankung nahezu unbeeinflusstes Leben möglich ist.